Nicht am Betriebssystem scheitern
Die Bell Food Group feierte im Jahr 2019 ihr 150-jähriges Bestehen und produziert seit jeher Lebensmittel. Dabei ist man natürlich der Qualität und dem Handwerk verpflichtet, nutzt aber auch moderne Technologie bei der Herstellung. Um den strengen Hygienevorgaben der Branche gerecht zu werden, kommen daher in den Produktionsstraßen spezielle Industriecomputer aus dem Hause Noax zum Einsatz. Diese sind entsprechend beständig gegen Reinigungsmittel, wasserdicht, gehärtet und passiv gekühlt.
2014 stand Bell vor einer großen Herausforderung: 200 dieser hochwertigen Endgeräte liefen mit Windows XP und ließen sich aufgrund der limitierten Leistungsfähigkeit der verbauten Hardware nicht auf Windows 8.1 migrieren. Die Kosten für ein Device belaufen sich allerdings auf rund 3.500 Franken (etwa 3.200 Euro), sodass als Folge Geräte im Wert von einer Millionen Franken nicht mehr hätten genutzt werden können.
„Die PCs müssen lebensmittelecht und mit Hochdruck (IP69 Standard) zu reinigen sein, deshalb brauchen wir spezielle Rugged-Devices. Außerdem müssen sie mit den kühlen, feuchten Umgebungen zurechtkommen. Die Performance-Anforderungen sind eigentlich nicht besonders hoch“ , sagt Jochen Stoll, Head of IT Infrastructure bei der Bell Schweiz AG. „Die Geräte laufen in der Regel mindestens fünf Jahre, oft sogar länger. Unsere genutzten Applikationen sind relativ schlank, der größte Leistungsfresser ist das Betriebssystem. In unserem Fall war Windows 8.1 zu ressourcenhungrig, um es direkt auf den Geräten zu installieren. Ausserdem gab es Kompatibilitätsprobleme.“
Eine Neuanschaffung erschien zu kostspielig, besonders da die Geräte an sich noch in Ordnung waren. Da man bereits erfolgreich mit dem Schweizer Team in der Office-IT zusammenarbeite, kam der Gedanke, auch die Devices außerhalb des Büros zu virtualisieren. Aufgrund der guten Erfahrungen war man sich sicher, dass IGEL das nötige Knowhow mitbringt, um Windows weg vom Endpunkt ins Rechenzentrum zu befördern. Deshalb wurde die bestehende Hardware mit dem IGEL OS versehen und Windows auf diesen Geräten über VMware Horizon virtualisiert.
Mit IGEL neue Wege gehen
„Wir waren bereits vorher mit IGEL sehr zufrieden, besonders die Management Plattform ist einzigartig. Durch die langjährige Zusammenarbeit wussten wir zudem um die hervorragenden Fähigkeiten des IGEL-Entwicklerteams – also wollten wir es versuchen“, erläutert Jochen Stoll.
Noax und IGEL stimmten das BIOS der Geräte und die Firmware des IGEL OS aufeinander ab. Da die Noax-Geräte über spezielle Touchscreens gesteuert wurden, integrierte IGEL beispielsweise deren Treiber in ihre Firmware. Besondere Herausforderung war hier der Support der resistiven Bildschirme, die auch mit Handschuhen bedient werden konnten. Der Standardtreiber war ausschließlich auf eine kapazitive Steuerung ausgerichtet. IGEL konnte diesem Punkt aber Sorge tragen und stellte nach kurzer Zeit eine testbare Beta-Version des IGEL OS speziell für diesen Einsatzzweck zur Verfügung.
Das Ergebnis ist ein voller Erfolg und die Integration klappte auch über Niederlassungen und Ländergrenzen hinweg problemlos. Aktuell werden 1150 Geräte über die IGEL Universal Management Plattform verwaltet, davon 325 Industriecomputer. Sie werden über VMware Horion virtualisiert. Die Anzahl der Endpunkte wird weiterwachsen, da Bell nach Unternehmenszukäufen in mehreren Bereichen Geräte ebenfalls mit IGEL betreiben will.
Die virtuelle Desktop-Infrastruktur mit IGEL haucht nicht nur den Industriecomputern neues Leben ein.. Neben der verlängerten Lebensdauer der Geräte (einige der Noax-Rechner laufen bereits seit über zehn Jahren), wird zusätzlich die IT-Abteilung entlastet. Früher musste beim Versagen der Hardware das Gerät vom Field Service vor Ort aufwendig neu konfiguriert werden. Jetzt kann das Gerät einfach ausgetauscht und Windows samt passender Konfiguration dann per Mausklick ausgerollt werden – inklusive aller benötigten Applikationen und Schnittstellen, beispielsweise zum ERP-System.
„Wir von der IT haben das System mit unserem Produktionsteam getestet. Besonders die Help Desks waren beeindruckt. Aktuell haben die meisten Operation Center bereits grünes Licht gegeben und wir arbeiten an der Umsetzung. In einigen Fällen laufen die Tests noch. Unsere Erwartungen haben sich auf jeden Fall voll und ganz erfüllt“, so Jochen Stoll weiter.
Implementierung geht weiter
Neben den Richtlinien für die Lebensmittelhygiene muss Bell Food außerdem die Wirtschaftlichkeit der Produktion gewährleisten. Das bedeutet, dass es zu keinem Stillstand kommen darf. Bei täglichen Maschinenlaufzeiten von 20 Stunden bleiben keine großen Zeitfenster zur Pflege der IT. Trotzdem konnten die XP-Rechner in etwas mehr als sechs Monaten sukzessiv auf IGEL umgerüstet werden. Die verbesserte Verwaltungsfähigkeit durch die IGEL Management Plattform hilft zusätzlich, die IT agiler zu machen.
Ein weiterer Mehrwert ist der Einsatz des Teams in der Schweiz, das stets über den Tellerrand hinausblickt und immer gute Lösungen parat hat – auch für ungewöhnliche Probleme.